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20. Oktober 2025

Schwiegereltern in der Beziehung

5 Strategien, wie du das Schwiegermutter-Dilemma vor Weihnachten löst

Inhalt

  1. Wenn die Schwiegermutter die Ehe belastet
  2. Der Ehemann im Loyalitätskonflikt
  3. „Du verstehst meinen Schmerz nicht“
  4. Das fatale Schweigen des Partners
  5. Der Schlüssel liegt in der Haltung des Ehemanns

Wenn die Schwiegermutter die Ehe belastet: Ein Dauerbrenner im Paarberatungsalltag

Dieses Phänomen begegnet mir in meiner Praxis immer wieder: Konflikte mit den Schwiegereltern können den Frieden in deiner Partnerschaft massiv beeinträchtigen. Und erstaunlich oft betrifft diese angespannte Konstellation die Achse Schwiegermutter-Schwiegertochter. Gerade jetzt, kurz vor Weihnachten, wo Familien enger zusammenrücken, spitzt sich die Lage zu.

Im Kern stehst du als Schwiegertochter oft vor dem schmerzhaften Gefühl: „Meine Schwiegermutter mag mich nicht!“

Der Ehemann im Loyalitätskonflikt: Zwischen zwei Fronten

Dein Ehemann und Sohn findet sich plötzlich in einer extrem unangenehmen Lage wieder – zwischen zwei Frauen, die er auf unterschiedliche Art liebt und die er nicht verletzen möchte. Aus diesem Loyalitätskonflikt heraus entscheidet er sich oft für den vermeintlich einfachsten Weg: Er versucht, sich aus dem Konflikt rauszuhalten, nach dem Motto: „Die zwei Frauen sollen es doch unter sich lösen.“

Wenn du dich beschwerst, folgen oft Sätze, die wie Hiebe wirken:

  • „Akzeptiere meine Mutter, so wie sie ist.“
  • „Sie mag dich, sie ist nur so.“
  • „Sie meint es doch nicht böse.“
  • „So oft sehen wir uns ja auch nicht.“

„Du verstehst meinen Schmerz nicht“: Das Gefühl, allein gelassen zu werden

Was diese beschwichtigenden Sätze bei dir bewirken, ist verheerend. Sie vermitteln: „Das, was ich erlebe, ist dir nicht wichtig genug. Du verstehst meinen Schmerz nicht, ich fühle mich ganz allein gelassen.“

Jede Begegnung mit der Schwiegerfamilie wird für dich zur reinen Anstrengung. Du weißt, du musst da durch — wegen deiner Kinder, wegen der Familie. Doch bei jedem Treffen hagelt es ungebetene Ratschläge, oft als subtile Kritik verpackt:

  • „Das könntest du besser machen..."
  • „Warum hat mein Sohn noch diese alten Schuhe?“
  • „Sei strenger mit den Kindern, sonst tanzen sie dir nur auf der Nase herum!“
  • „Ich habe schon zwei Kinder großgezogen, ich weiß, wie es geht. Früher war es so und es hat uns nicht geschadet.“

Wenn du um etwas bittest, besonders in Bezug auf die Kindererziehung, wird es oft ignoriert oder abgetan. Du fühlst dich hilflos, wie ein kleines Kind in der Schule, das keine eigene Meinung haben darf.

Das fatale Schweigen des Partners

Manchmal traust du dich aus Respekt vor der älteren Generation nicht, lauter zu werden oder dich offen auszusprechen. Dein Mann schweigt und beschwichtigt dann nur: „Es sind doch nur ein paar Tage, das schaffen wir.“

Doch auf Dauer ist das Schweigen keine Lösung. Nach dem Familienbesuch seid ihr oft nicht entspannt, sondern diskutiert, was alles falsch gelaufen ist. Die Konflikte, die ihr bei den Eltern vermieden habt, kommen nun mit voller Wucht in eure eigene Familie. Es folgen Vorwürfe wie: „Warum hast du nichts gesagt? Warum hast du mich nicht unterstützt?“

Dein Mann steckt in einem Dilemma: Egal, welche Seite er einnimmt, er befürchtet, die andere zu verraten und sich neue Vorwürfe anhören zu müssen. Also zieht er sich lieber zurück, redet das Problem klein oder wird sich dessen erst gar nicht bewusst. Doch diese Vermeidungshaltung schadet eurer Beziehung nachhaltig.

5 Sofort-Strategien für den Ehemann: So unterstützt du deine Partnerin

Du allein kannst dieses Problem nicht lösen. Dein Mann muss Stellung beziehen und dich spüren lassen, dass er voll und ganz zu dir steht. Was könnt ihr als Paar tun, um die Situation zu entschärfen?

1. Mut zur offenen Aussprache des Sohnes

Dein Ehemann sollte den Mut finden, offen und wertschätzend mit seiner Mutter zu reden. Sagt ihr, was ihr als kleine Familie als belastend empfindet, dass er dich liebt und zu dir steht – egal, was ist. Fordert die Akzeptanz deiner Person, so wie du bist.

2. Die Partnerin sucht ebenfalls das offene Gespräch

Du solltest, wenn möglich, ebenfalls den Mut finden, die Kommunikation mit der Schwiegermutter anzusprechen. Erkläre ihr, wie bestimmte Äußerungen bei dir ankommen und dass du dich unwohl fühlst. Dieser Schritt ist sehr schwierig und erfordert viel Mut. Es hilft enorm, wenn du die volle Unterstützung und Anwesenheit deines Mannes spürst.

3. Schafft einen Rückzugsort

Gerade an Weihnachten oder bei längeren Besuchen: Bucht ein Appartement oder Hotelzimmer, anstatt bei den Schwiegereltern zu übernachten. So habt ihr jederzeit die Möglichkeit, euch zurückzuziehen, wenn die Anstrengung zu groß wird.

4. Trefft klare Absprachen im Vorfeld

Redet offen miteinander. Du musst dir bewusst sein: Wann ist es zu viel? Wie merkst du es selbst, wie kann dein Partner es merken? Vereinbart klare Regeln: „Lass uns in unser Hotel zurückgehen, wenn...“ oder „Ich möchte heute nicht später als XX:XX Uhr nach Hause gehen.“ Haltet euch an diese Vereinbarungen!

5. Nutzt die Zeit für euch als Paar

Nutzt die Anwesenheit der Großeltern als Chance: Lasst die Kinder für ein paar Stunden bei den Schwiegereltern und unternehmt einen romantischen Ausflug zu zweit. Das tut euch als Paar gut. Die Großeltern genießen die Zeit mit den Enkeln und fühlen sich wertgeschätzt, weil sie unterstützen können.

Der Schlüssel liegt in der Haltung des Ehemanns

Dein Mann hat in seiner Herkunftsfamilie bessere Karten, um etwas zu sagen oder durchzusetzen, ohne sofort verurteilt zu werden. Er muss die Kraft finden, dich zu unterstützen.

Eine Frage kann ihm dabei helfen, die Perspektive zu wechseln und dich zu stärken:

Wenn meine Mutter in der gleichen Situation gewesen wäre wie meine Frau, was würde sie sich von meinem Vater wünschen?

Auf Dauer wird es ohne eine offene Aussprache nicht besser. Es wird nur zu Frust führen und dieser Frust wird sich weiter steigern. Der Partner soll seiner Frau zeigen, dass er hinter ihr steht und er muss die Stellung beziehen. Das ist der einzige Weg zum Frieden in eurer Beziehung.

Julia Karrasch

Über die Autorin: Julia Karrasch

Julia Karrasch ist Paartherapeutin und Heilpraktikerin für Psycho­therapie mit Praxis in München. Sie ist spezialisiert auf Beziehungs­probleme in Familien mit Kindern. Regelmäßig schreibt sie dazu im Beziehungsblog, veranstaltet Seminare und hat die Online-Kurse „Paarkommunikation verbessern“ und „In 7 Tagen zu mehr Leichtigkeit in der Beziehung“ entwickelt. Privat ist sie seit über 18 Jahren glücklich verheiratet und hat zwei bezaubernde Töchter.

Gerade im Umgang mit äußeren Faktoren wie den jeweiligen Herkunftsfamilien ist eine starke, vertrauensvolle Partnerschaft unglaublich wichtig. Wenn ihr als Paar alleine nicht weiterkommt, könnt ihr euch entweder meinen Online-Kurs „Paarkommunikation verbessern“ anschauen – denn manchmal reicht es tatsächlich schon, sich dieses Thema bewusst zu machen und daran zu arbeiten, um eine große Entlastung in der Beziehung zu spüren und viel besser miteinander kommunizieren zu können. Oder ihr könnt ein Erstgespräch bei mir buchen, um gezielt an diesem Thema zu arbeiten.

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