
Mental Load in der Ehe: Wann die unsichtbare Last zu viel wird & wie Du Deine Partnerschaft retten kannst
Du bist erfolgreich im Beruf, machst Karriere, Deine Kollegen bewundern Dich, aber zu Hause fühlst Du Dich oft allein? Du jonglierst mit Meetings, Kinderbetreuung, Einkaufen, Kochen und Hausaufgaben. Abends bist Du so erschöpft, dass Du Dich fragst: „Wie ist es dazu gekommen, dass ich gefühlt alles alleine stemmen muss?“
Dieses Gefühl, für die gesamte Familie die Verantwortung zu tragen und alles organisieren zu müssen, während Dein Partner nur ein „Mitbewohner“ ist, hat einen Namen: Mental Load. Es ist die unsichtbare, mentale Last des Planens, Organisierens und Erinnerns für die ganze Familie, die Dich ausbrennt und zu Reizbarkeit und Frustration führt.
Drei Indikatoren für Mental Load
Diese drei Anzeichen deuten darauf hin, dass der Mental Load Deine Beziehung belastet und es Zeit ist zu handeln, um aus dem Hamsterrad auszubrechen.
1. Du bist die Haupt-Organisatorin – immer und überall
Du hast das Gefühl, die persönliche Assistentin oder Sekretärin Deiner Familie zu sein. Du weißt immer, wann die nächsten Arzttermine bevorstehen und wann und wo ihr eingeladen seid. Du kümmerst Dich um Besorgungen und Geschenke, und Elternabend-Termine liegen in Deiner Verantwortung. Wer kümmert sich um die Hausaufgaben? Hat Elias genug Sportsachen? Wann ist der nächste Zahnarzttermin? All diese Fragen schwirren in Deinem Kopf. Dein Partner erledigt zwar Aufgaben, wenn Du ihn bittest – und vielleicht nicht gleich, sondern erst, nachdem Du ihn zehnmal daran erinnert hast. Aber die emotionale und gedankliche Arbeit liegt ganz bei Dir. Du hast das Gefühl, verantwortlich zu sein, wenn etwas schiefläuft oder ein Termin übersehen wird. Das frustriert Dich, macht Dich reizbar und lässt Dich daran zweifeln, ob Du für ihn wichtig genug bist – denn an Arbeitstermine kann er sich ja immer erinnern. Und tief in Dir wünschst Du Dir, dass er einfach sieht, was zu tun ist, ohne dass Du ihn daran erinnern musst.
2. Du fühlst Dich zunehmend verärgert und ungehört
Das Gefühl, allein zu sein, obwohl Du einen Partner hast, führt zu Groll. Du fühlst Dich wie eine alleinerziehende Mutter im Team. Du bist das Mama-Taxi, bringst die Kinder am Nachmittag zu ihren Freizeitaktivitäten, holst sie ab, kümmerst Dich um das Essen und machst vielleicht noch die Hausaufgaben mit ihnen. All das raubt so viel Energie, dass Du kaum zum Atmen kommst, und jede „Kleinigkeit“ kann Dich explodieren lassen. So mutieren Eure Abende von einem Ort für Gespräche und Nähe zu einem Ort der Streitigkeiten über alle möglichen Alltagssachen. Kritik und Verteidigung ziehen in Euer gemeinsames Leben ein und können der Beziehung auf Dauer sehr schaden. Der Ärger über die nicht ausgeräumte Spülmaschine ist eigentlich Ärger darüber, dass Du Dich nicht gesehen fühlst. Der Streit um die Hausaufgaben ist ein Schrei nach Unterstützung und danach, dass die Last gerecht geteilt wird.
3. Eure Spontaneität und Leidenschaft sind verschwunden
Früher habt ihr spontane Wochenendtrips unternommen und Zeit zu zweit genossen. Heute sind die wenigen Momente der Ruhe nur dazu da, die nächsten Tage zu planen. Wenn es früher Gesprächsthemen ohne Ende gab, hast Du heute kaum noch Ideen, worüber Du mit Deinem Partner reden kannst. Was bleibt, sind organisatorische Angelegenheiten, To-Do- und Einkaufslisten. Wenn das Organisieren und Delegieren nur bedingt funktioniert, führt das zu Frust und einer erdrückenden Schwere. Das Leben fühlt sich wie ein Projekt an, das irgendwie nicht richtig gelingen mag, und nicht wie etwas, das man genießen kann. Diese fehlende Leichtigkeit führt zu einer wachsenden Distanz zwischen Dir und Deinem Partner. Es ist schwer, sich leidenschaftlich verbunden zu fühlen, wenn ihr Euch nur noch wie Geschäftspartner im Alltag fühlt – vor allem, wenn ihr unterschiedliche Ansichten habt oder die Aufgabenverteilung ungerecht erscheint.
Wenn Du diese Anzeichen bei Dir wiedererkennst, ist das kein Zeichen persönlichen Versagens. Es ist ein weit verbreitetes Problem in modernen Beziehungen. Aber Du kannst etwas dagegen tun.
Der Weg aus dem Hamsterrad: So kannst Du Eure Partnerschaft retten
Es geht nicht darum, noch härter zu arbeiten, sondern die Last gemeinsam zu tragen. Hier sind erste konkrete Schritte, um die Kontrolle zurückzugewinnen.
1. Beginne das „15-Minuten-Gespräch“
Finde einen festen Zeitpunkt, an dem ihr Euch ganz bewusst füreinander Zeit nehmt – ohne Handys und andere Ablenkungen. Finde einen festen Zeitpunkt, vielleicht am Abend, an dem ihr 15 Minuten habt, um über Eure Gefühle zu sprechen – nicht über To-Dos. Eine Frage wie „Wie war Dein Tag wirklich?“ kann einen großen Unterschied machen. Es geht darum, dass Du Deine Sorgen teilen kannst, anstatt sie in Dich hineinzufressen. Sei neugierig darauf, was Dein Partner zu erzählen hat und was ihn bewegt.
2. Mach ein Inventar der Aufgabenverteilung in der Beziehung
Versucht gemeinsam herauszufinden, wer wie viel in die Beziehung einbringt. Wer macht was? Ist es fair? Mach Dir Gedanken darüber, was Dir gefällt und was Du verändern möchtest, und kommuniziere offen darüber mit Deinem Partner. Vielleicht klappt es, die Aufgaben neu zu verteilen. Ein Kartenspiel wie Fair Play kann dabei eine große Unterstützung bieten und für Spaß bei diesem heiklen Thema sorgen.
3. Delegiere eine Verantwortung, nicht nur eine Aufgabe
Als Perfektionistin fällt es Dir schwer, die Kontrolle abzugeben. Beginne damit, eine gesamte Verantwortung abzugeben, z. B. die Organisation der Freizeitaktivitäten der Kinder oder die Planung gemeinsamer Unternehmungen. Besprich mit Deinem Partner, dass er von nun an alles rund um dieses Thema übernimmt – von der Planung bis zur Durchführung. Oft hilft es, wenn man für bestimmte wiederkehrende Aufgaben abwechselnd die Verantwortung übernimmt. Wenn eine Aufgabe komplett (und ich meine komplett) abgegeben ist, musst Du nicht mehr nachfragen oder kontrollieren. Das befreit Dich mental.
4. Erinnere Dich an das Paar, das ihr einmal wart
Setze bewusst Zeit für Euch beide fest. Es muss nicht gleich ein Wochenendtrip sein. Plane einmal pro Woche eine „Paar-Zeit“ von mindestens 30 Minuten ein, in der ihr Euch ganz aufeinander konzentriert, ohne Kinder oder To-Dos. Paar-Zeit muss nicht bedeuten, dass ihr ausgehen müsst. Wenn das nicht geht, weil ihr zum Beispiel kleine Kinder habt, dann gehen auch andere Aktivitäten: gemeinsam spazieren gehen, auf dem Sofa kuscheln oder einfach nur ganz präsent beim Partner sein, wenn die Kinder schlafen. Es geht darum, die verlorene Verbindung wiederzufinden.
Du musst das nicht alleine schaffen. Manchmal braucht es einen klaren Plan und professionelle Unterstützung, um aus alten Mustern auszubrechen und die Kommunikation nachhaltig zu verbessern.
Julia Karrasch, 27. Juni 2025Bist Du bereit, die unsichtbare Last zu teilen und wieder als echtes Team zu funktionieren? Dann lass uns in einem Erstgespräch herausfinden, wie Du Deine Partnerschaft retten und die Leichtigkeit in Dein Leben zurückholen kannst.
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